Dem Zeuthener Claus Engelbrecht -  zum 150.

1861, vor 150 Jahren, wurde Claus Engelbrecht in Warfleth an der Unterweser geboren. Nach seiner Lehrzeit als Schiffs- und Bootsbauer heuerte er als Schiffszimmermann auf Seglern und Dampfern an.

1890 begann Engelbrecht mit dem eigenen Betrieb in Zeuthen , Seestraße 96 .(Auf dem ehemaligen Werftgelände steht heute das frisch renovierte Haus - zu DDR-Zeiten die Akademie der Wissenschaften.).

Bisher hatten sich betuchte Berliner ihre Sportboote in Hamburg oder England bestellt. Dank Engelbrechts Qualitätsarbeit Made in Zeuthen wuchs die Zahl der Aufträge schnell und seine Werft wurde im Bau moderner Segel- und Motoryachten führend in Deutschland.

Schon 1891 baute Engelbrecht das erste Motorboot - ein offenes Boot mit einem 2-3 PS Daimler-Motor. Die Entwicklung der Yachtwerft im zweiten Jahrzehnt ihres Bestehens fällt mit der Jugendzeit des Motorbootsports zusammen.

Der Zeuthener Kaufhausbesitzer Rudolph Hertzog (Villa Hertzog heute Dussmann) war ein guter Kunde dieser Motorsportboote. Die meisten seiner vielen Motoryachten – fast alle nannte er PIK AS - wurden bei Engelbrecht gebaut. Die Boote gewannen viele Preise auf dem Müggelsee und waren auch international erfolgreich, so zum Beispiel in Monaco.

Zu den guten Kunden zählten auch Segelvereine, u. a. der Zeuthener Segelverein und der Berliner Segler-Club. In Beiden war Engelbrecht Mitglied. Die Erfolge seiner Yachten bei der Kieler Woche und den Berliner Regatten brachten ihm viele neue Kunden.

Um 1900 beschäftigte die Werft bereits rund 40 Gesellen. .Es entstanden Yachten und Boote aller Arten, Größen und Bauweisen, die auf den Motorbootausstellungen in Berlin präsentiert wurden. Als Bootsantrieb wurde auch der Elektromotor eingesetzt. Der Kundenkreis erweiterte sich auf Behörden. Zum Holzbau kam der Stahlbau.

Wegen befürchteter Lärmbelästigung in Zeuthen (damals war die Seestraße noch ruhig; Flugrouten über dem schönen Segelrevier Zeuthen waren unvorstellbar) musste der Zweigbetrieb für Stahlbau nach Niederlehme bei Königswusterhausen ausweichen.

1911 verkaufte Claus Engelbrecht seine Werft an Fritz Naglo. Die Zweigwerft in Niederlehme ging 1912 mir der Stahlbootproduktion in den Besitz von Robert Franz über.

1918 nach dem 1.Weltkrieg  war in Zeuthen endgültig Schluß mit dem Bootsbau. Naglo verkaufte das gesamte Gelände und zog mir seiner Firma in den Westen an die Havel (heute Marina Lanke Werft), während die Werft von Robert Franz noch bis in die Nachwendezeit existierte. Die Werftgebäude in Niederlehme stehen noch.

Nach der Inflationszeit unterstützte Claus Engelbrecht seine Söhne in der Werft in Köpenick. Große Motoryachten, elegante Autoboote und Segelyachten liefen wieder wie früher vom Stapel.

1935 starb Claus Engelbrecht. Seine Söhne führten die Werft weiter. Nach Kriegsende übernahm die Yachtwerft Berlin (VEB) das Kommando.

Heute werden hier Oldtimer, u. a. Engelbrechtbauten, restauriert, übrigens eine sichere Sachinvestition in diesen rauen Eurozeiten.

Was heute noch an Engelbrecht in Zeuthen erinnert: Die Engelbrechtstrasse, die durch die Schulerweiterung verkürzt wurde, sein Grab, dessen Pflege für die Zeuthener eine Herzensangelegenheit sein sollte, das von ihm gespendete Fenster in der Martin Luther-Kirche, sein Wohnhaus in der Seetrasse und die Werftgebäude in Niederlehme.

...und was sonst in der Welt: über 100 Jahre alte Motorboote und Yachten made in Zeuthen: z.B. freuen sich noch heute die Eigner der Motorkreuzer GRETE (vor 1900) und DARLING (1907) an der Qualitätsarbeit aus Zeuthen. Sie wurden in Skandinavien liebevoll restauriert.

Viele der Segelboote aus Zeuthen fanden ihre zweite Heimat in Süddeutschland und Österreich, einige sind dort noch heute bei Regatten erfolgreich Von diesen Segelyachten ist der 100. Geburtstag der Sonderklasseyacht JUGEND bemerkenswert. Das Jubiläum wurde in diesem Sommer im Union Yacht-Club Attersee in Osterreich ganz groß gefeiert.

Foto Jugend

Aktuell: Auf der Berliner Bootsausstellung Boot und Fun werden vom 18. bis 27.  November 2011 elegante Motorboote von Engelbrecht in der Klassiker Halle unterm Funkturm gezeigt. Dazu sucht der Freundeskreis Klassische Yachten noch ein Foto (um 1900) vom Zeuthener Werftgelände vom See aus gesehen. Für Hinweise über das weitere Schicksal von Pik As VI oder vom Gemäldes von Pik As sind wir dankbar.

Mehr über Engelbrecht

Buch: Zeuthen Geschichte und Geschichte

Internet: www.yachtsportmuseum.de  (Zeitschrift Yacht dort ab 1904 digitalisiert)